Beide Bürgermeisterkandidaten von Taucha haben sich am Donnerstagabend einen spannenden Schlagabtausch zum Thema „Taucha im Klimawandel“ geliefert. Vor rund 60 Gästen stellten Tobias Meier (als Einzelkandidat) und Herr Apitz (CDU) ihre Positionen zu den Themen Klimaneutralität, Bauen/Wohnen/Energie, Naturschutz und Verkehr vor. Das Publikum konnte selbst auch Fragen einreichen, kam aber erst ganz am Ende zu Wort. Das war von Moderatorin Nora Mittelstädt so gewollt, damit die Bürgermeisterkandidaten genügend Zeit bekämen, ihre Vorstellungen für die kommenden sieben Jahre darzulegen. Das Publikum verfolgte die fast zweieinhalbstündige Diskussion mit Interesse.

Beide Kandidaten versprachen, dass der Klimaschutz in Taucha eine größere Rolle spielen solle. Amtsinhaber Meier informierte über laufende Aktivitäten, zum Beispiel auf die Mitarbeit im Projekt „Global Nachhaltige Kommune“, dem bislang fünf Kommunen in Sachsen angehören. Der jetzige stellvertretende Bürgermeister Apitz sprach sich für mehr Tempo und die schnelle Umsetzung von möglichen kleineren Sofortmaßnahmen aus.

Klimaschutz-Konzept und Klimamanager*in sollen kommen

Besonderen Wert legten beide Kandidaten auf die Erfassung des Ist-Stands Tauchas, um Maßnahmen für eine Klimaneutralität bis 2045 zu ermitteln. Meier informierte hier, dass ein Klimaschutzkonzept erarbeitet und die Stelle eines Klimaschutzmanagers 2023 besetzt werden solle. Apitz schlug als mögliche Sofortmaßnahme die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern kommunaler Gebäude vor.

Zur Frage, wie die energetische Sanierung Tauchaer Wohngebäude vorangebracht werden soll nannte Meier die kommunale Wohnungsgesellschaft WOTA, die ihre Gebäude bis 2040 klimaneutral bewirtschaften wolle, die Bemühungen der Klima-Initiative Taucha zu einer Bürgerenergie-Genossenschaft, in deren Gründung er sich aktiv einbringen wolle, sowie die Gespräche mit Envia TEL zum Projekt, die Abwärme des Tauchaer Hochleistungs-Rechenzentrums für Nahwärme-Netze zu verwenden. Apitz betonte hier, dass Tauchaer Unternehmen und auch Hausbesitzer, in ihren Bemühungen zur Gebäudesanierung stärker beraten und unterstützt werden sollen.

Wenig Hoffnung auf klimafreundliche Mietwohnungen

Zur Publikumsfrage, wie bezahlbare und klimaverträgliche Mietwohnungen geschaffen werden können, antworteten beide Kandidaten zurückhaltend. Private Investoren würden natürlich zunächst Gewinn-Interessen verfolgen, sagte Apitz. Meier verwies auf mangelnde Finanzkraft bei der städtischen Wohngesellschaft WOTA sowie auf fehlenden Förderungen durch den Freistaat.

Neue Sicht auf Baugebiet „Partheblick“

Beim Themenbereich Naturschutz stand der Interessenkonflikt der Schaffung von Wohnraum und die Vermeidung der Versiegelung der Landschaft im Zentrum der Diskussion. Hier sprachen sich beide Kandidaten für mehr Achtsamkeit bei der Neuversiegelung von Flächen aus. Beide sprachen von einer Neubewertung des Wohngebietes Partheblick. Apitz will das „Kleinod am FFH-Gebiet“ nicht mehr bebauen, sondern zu einem Bürgerpark umgestalten. Meier sprach von neuen Sichtweisen auf Naturschutz und entsprechenden Bürgerwillen. In jedem Fall werde wie 2014 geplant nicht gebaut.

Keine schnellen Lösungen zur Verkehrsentlastung

Fehlende Schul-Radwege, schleppende Planungen bei der B87n und störender Fluglärm waren Themen, die das Publikum beim Thema Verkehr besonders bewegten. Eine bessere Radinfrastruktur für den Schulverkehr sei nicht so leicht umsetzbar, sagte Meier. Die Zuständigkeiten lägen bei den Strecken von Pönitz und Panitzsch beim Landkreis. Taucha habe zudem das Problem, dass Anwohner notwendige Flächen nicht verkaufen wollten. Um die Innenstadt attraktiver zu machen, setzt Apitz auf die Stärkung neuer Mobilitätskonzepte wie NextBike oder Teil-Auto. Meier kündigte ein „Altstadt-Bündnis“ an, das alle Beteiligten in die Lösungssuche einbezieht.

Zur B87n informierte Meier, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung anstehe, der Freistaat Sachsen die dafür notwendigen Mittel in Höhe von 1 Mio. Euro jedoch nicht frei geben würde. Die Stadt Taucha habe hier erneut dringende Briefe an die verantwortlichen Ministerien geschrieben. Hier sei jedoch mehr Druck von der gesamten Bevölkerung notwendig, waren sich alle einig.

Kritisch sehe man auch den Ausbau des Flughafens Leipzig-Halle sowie die damit verbundene Fluglärm-Belastung. Apitz sagte, er sei gegen den Ausbau, solange die B87n nicht gebaut würde, da der zusätzliche Verkehr Taucha überlasten würde. Meier verwies auf den Wert des Flughafens für die Region, aber auch auf die kritische Stellungnahme der Stadt Taucha im laufenden Verfahren. Schließlich wurde die Verkehrssituation im Gärtnerweg in einer Publikumsfrage thematisiert. Meier versprach hier ein Beteiligungsverfahren für eine Lösungsfindung, das im Unterschied zum zuletzt durchgeführten Verfahren extern moderiert werden solle.

Insgesamt hat die sehr engagiert geführte Podiumsdiskussion gezeigt, wie viele Themen mit dem Klimaschutz in Taucha verbunden sind und wie wichtig und wertvoll ein Austausch in und mit der Tauchaer Stadtgesellschaft hier ist.