Mitte Oktober ist es endlich soweit. Die Bürger-Energie-Genossenschaft Taucha (BürGeTa) setzt ihr erstes Projekt um - eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Funktionsgebäudes im Parthebad. Später soll der erzeugte Strom vom Parthebad selbst für Pumpen, Heizungsanlagen und Funktionsräume genutzt werden. Auch der Jugendclub nebenan profitiert von der Anlage, die eine Leistung von 16 kw/p bringen wird. 

 

Parthebad, Funktionsgebäude

 

Start war eigentlich für Mai geplant. Es stellte sich aber heraus, dass das Dach des Funktionsgebäudes (Umkleidekabinen, Toiletten) in die Jahre gekommen und von Wind und Wetter beschädigt worden war. Um eine Photovoltaik-Anlage, deren Erhalt mit mindestens 20 Jahren gerechnet wird, auf das Dach zu bringen, musste zumindest die eine Seite erst neu gedeckt werden. Während des Badebetriebs im Sommer war das nicht möglich, so dass sich der Start in den Herbst verschob.

Das Projekt wurde von der Bürgerenergiegenossenschaft Taucha, der Projektgruppe der Energiegenossenschaft Leipzig EGL gemeinsam mit der  Tauchaer städtischen Gesellschaft IBV entwickelt.

1. Tag, 16. Oktober

Fridtjof und Berndt bereiten zunächst die Arbeiten für die kommenden Tage vor: Das Material muss vor Ort gebracht und sortiert werden. Dazu gehören nicht nur die Schienen und die Photovoltaik-Platten, sondern auch Füße, Schrauben, Verbindungselemente, Kabel und vielfältige Werkzeuge. Beide begutachteten die vielen notwendigen Einzelteile mit dem nötigen Respekt und einiger Neugier, wird es doch für alle, die hier in den kommenden Tagen mithelfen, das erste Mal, dass sie solch eine Anlage auf einem Dach errichten.

Werkzeuge und Teile der Photovoltaikanlage

2. Tag, 17. Oktober

Am Dienstag wird die Unterkonstruktion auf dem Dach verschraubt. Dazu müssen auf dem ca. 28m langen Dach Füße aufgeschraubt und ausgerichtet werden, auf denen dann 10,70m lange Schienen ebenfalls verschraubt und in der Höhe justiert werden. Jürgen baut die Schienen zusammen, Ulf, Fridtjof, Berndt und später auch Martin und Robert arbeiten auf dem Dach. Die Jungs sind so clever und schnell, dass zum Abschluss bereits die erste Platte verlegt werden konnte. Kein Kinderspiel, aber möglich.

Beim Schienen verlegenberndt und Jürgen

 

Fridtjof beim Schrauben

 

Die erste Platte wird aufgesetzt.

 

Mittwoch, 18. Oktober

Das Wetter ist noch einmal gnädig, und die Zeit wird genutzt. Inzwischen schon routiniert, schrauben Ulf, Hartmut, Berndt und Fridtjof den zweiten Teil der Unterkonstruktion aufs Dach. Damit gab es auch ein wenig Zeit um Herrn Große von "Taucha kompakt" über das Projekt zu informieren. Vorabsprachen gab es auch mit Heiko Zettelmann, dessen Elektrofirma die Anlage an das Stromnetz anschließen wird.

 

Hartmut und Ulf schrauben die Schienen zusammen.

 

Die Unterkonstruktion ist fertig.

 

Donnerstag, 19. Oktober

8 Uhr Regen, 10 Uhr Regen, 12 Uhr geht es endlich los. Heute werden sechs Leute gebraucht, um die Platten auf das Dach zu bringen. Und was für eine Freude - es kamen acht (Ulf, Hartmut, Jürgen, Fridtjof, Berndt, Karin und neu dazu Steffen Zschämisch und Eberhard Gallschütz) Die einzelnen Platten wiegen ca. 11 Kilo. Das Schwierige liegt vor allem darin, dass die Module nicht anschlagen dürfen. Zwei Leute unten, zwei Leute auf dem Gerüst und zwei auf dem Dach - das geht schnell hintereinander weg - vielleicht auch, weil wieder Presse vor Ort ist. Um die gute "Personalsituation" auszunutzen, beschließt man, gleich alle Platten nach oben zu heben und provisorisch anzuschrauben. 15 Uhr war es geschafft. Es beginnt wieder zu regnen. (das Drohnenfoto hat Daniel Große "Taucha kompakt" zur Verfügung gestellt.)

 

Modul-Transport

 

Module kommen aufs Dach

 

Draufsicht

 

Alle Platten oben

 

Freitag, 20. Oktober

Heute wird wegen des Wetters pausiert.

Samstag, 21. Oktober

Die 40 Module liegen auf dem Dach. Heute beginnen die Installationsarbeiten. Knifflig und für alle neu. Es dauert, bis die beste Möglichkeit gefunden ist, wie man die Kabel gut sortiert und so befestigt, dass sie nicht auf der Dachhaut schleifen. Fridtjof, Walter, Robert und Berndt probieren die Varianten aus. Einer hebt die Platte an, der Zweite installiert und verbindet die Module. Zu dritt wird die Platte ausgerichtet und endgültig befestigt. Jürgen bereitet die Optimierer vor. Nun gehts ganz schnell voran. Am Ende des Tages sind 30 Platten geschafft.

 

Kabel werden verlegt.

 

 

Die Module müssen noch mal angehoben werden.

 

Die Installation der Paltten beginnt

 

Die Platte ist fertig

 

Glückliche Zufälle gibt es auch. Heute ist Vincent Matz dabei, der eigentlich angefragt war, ob er Drohnenaufnahmen vom Dach liefern könne. Es stellte sich heraus, dass Vincent als Projektleiter für Photovoltaikanlagen arbeitet. So war neben Jürgen ein zweiter Mann vom Fach vor Ort. Aber, was sage ich: Inzwischen sind alle, die an diesem Projekt mitarbeiten, kleine Spezialisten.

 

Die Profis

Am Vormittag war der Bürgermeister Tobias Meier mit 50 Interessierten auf Tour durch Taucha im Bad - eine gute Gelegenheit, den Bürger*innen das Projekt und die Bürgerenergiegenossenschaft vorzustellen. 

 

Montag, 23. Oktober

Fridtjof, Berndt und Maximilian Stolba von der EGL schließen die letzten zehn Module an und richten sie aus. Jetzt beginnt die Puzzelarbeit: Die Jungs müssen einen Schutzrohr unter Feld 1 legen, damit später die Kabel durchgezogen werden können.

 

Schutzrohre werden verlegt.

 

Matthias am Modul

 

Fridtjof und Matthias beim Verkabeln

 

Dienstag, 24. Oktober

Nun stehen nur noch Spezialarbeiten an. Es geht nicht mehr darum, viele Helfer zu finden, sondern die besten Wege für die Kabelführung zu finden. Nun sind nur noch Fridtjof und Berndt vor Ort. Und das meiste ist Frimelei.

Die vier Kabel müssen auf dem Dach letztlich so geführt werden, dass sie auf dem kürzesten Weg im Dach verschwinden. Im Gebäude werden sie dann zu den beiden Wechselrichtern geführt. Vor Fridtjof steht die Aufgabe auf dem Gebälk des engen Dachraums den günstigsten Weg für die Führung zu finden. Eine fast artistische Leistung.

 

Fridtjof im Dachgebälk

 

Mittwoch, 25. Oktober

Berndt und Fridtjof haben heute wieder gegrübelt, wie die Kabelführung am besten zu ralisieren ist. Dazu wurde schließlich ein Schiene am Dachsparren befestigt.

 

Dachraum

 

Die Kabel müssen geführt werden.

 

Montag, 1. November

Einige Tage ist nichts passiert. Es war schwierig, Verabredungen zu treffen. Berndt und Fridtjof installieren heute die Kabelverbindungen auf dem Dach. Vor dem Verlegen kommen die Kabel in ein flexibles Schutzrohr.

 

Rastarbeiten in der Kabelverlegung

 

Dienstag, 7. November

Noch immer sind Kabelarbeiten zu erledigen. Eigentlich keine große Sache, aber alles muss sehr sorgfälitg verlegt werden, damit die Kabel vor Wind und Wetter geschützt sind und auch kein Wasser in die Steckverbindungen eindringen kann. Berndt und Fridtjof haben dazu die flexiblen Schutzrohre gegen stabilere ausgetauscht. Das hat auch den Vorteil, dass weniger Halterungen auf dem Dach befestigt werden müssen. Nach ungefähr vier Stunden sind die Dacharbeiten endgültig abgeschlossen. Natürlich muss die Anlage noch von der Elektrofirma Zettelmann angeschlossen werden. Von der Firma werden auch die noch ausstehenden Formalitäten zum Netzanschluss übernommen. Das kann noch einmal Geduld erfordern.

Aber von Seiten der Selbstbauer ist nun alles für die Einweihungsfeier bereit.

 

letzte Arbeiten

 

Alles installiert

 

Sonnabend, 11. November

Bei der heutigen Einweihungsfeier stört der Regen nicht. Die Organisatoren und Mitglieder der BürGeTa feiern gemeinsam mit Interessierten den erfolgreichen Abschluss des ersten Projektes. Fridtjof und der Bürgermeister berichten kurz über die Zusammenarbeit zwischen Bürgerenergie-Gesellschaft und Stadt und die Chancen auf neue gemeinsame Aufgaben. Feierlich angestoßen - es ist 11:11 Uhr - wird mit Glühwein und Kinderpunsch. Im Jugendclub gibt Berndt dann noch einige Informationen zur Bürgerenergie-Genossenschaft Leipzig und sagt, wie und warum man Mitglied der Genossenschaft EGL werden kann. Dazu wird die von Micha gekochte Kürbissuppe gereicht. So wird allen auch ohne Sonnenstrom warm.

 

Einweihung

 

Montag, 4. März 2024 - Strom fließt

 

Strom-app
Stromproduktion vom 25.März 2024. Quelle: MySolarEdge

Die erste Photovoltaikanlage der BürgerEnergieGenossenschaft Taucha (BürGeTa) auf dem Funktionsgebäude des Parthebades ist angeschlossen und produziert seit dem 04. März 2024 Strom.