Einen sehr anregenden Filmnachmittag erlebten die 20 Gäste bei der Filmvorführung des künstlerischen Dokumentarfilms "Es kommt darauf an das Hoffen zu Lernen" am Sonntag, dem 5.3.2023 in den ehemaligen Gemeinderäumen der Neuapostolischen Kirche in Taucha.
Im anschließenden Filmgespräch gab es erstmal viel Lob für den Film und eine ganze Reihe von Fragen an die Filmemacherin Anette Dorothea Weber, die bis vor einem Jahr als Leiterin des "Community Art Center Mannheim" (https://www.communityartcenter-mannheim.de) ein soziokulturelles Zentrum einen ganz besonderen Ort in Mannheim gemeinsam mit vielen anderen Künstler*innen aufbaute. Auch anwesend waren die beiden Künstler*innen Juan Sebastian Lopez Galeano und Carlos Molina Lloréns aus der Nähe von Valencia, die am Film mitwirkten.
Sehr anregend waren die Erzählungen der Pfarrerin des Kirchspiels Schleife, dessen Orte - wie Mühlrose - unmittelbar vom Kohlebergbau betroffen ist und die viel mit den Betroffenen zu tun hat. Sie bemerke bei vielen Menschen eine fehlende Hoffnung und gleichzeitig eine oftmals apokalyptische Stimmung. Etwas
Eine Frage, die sehr viele beschäftigte, war das im Film immer wiederkehrende Schrubben der Kohlebriketts. Wir wollen hier natürlich nichts dazu verraten.
Im Leipziger Raum ("Mitteldeutsches Revier") wurden auch über 100 Ortschaften für die Kohle zerstört und sind nun einfach verschwunden (hier eine Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_abgebaggerter_Ortschaften#Mitteldeutsches_Braunkohlerevier ). Dazu gibt es einen sehr besonderen Dokumentarfilm "Erinnerung an eine Landschaft - Für Manuela" (1983) von Kurt Tetzlaff, der die die Umsiedlung der Dörfer Magdeborn und Bösdorf südlich von Leipzig zeigt (mehr zum Film hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerung_an_eine_Landschaft_%E2%80%93_f%C3%BCr_Manuela).
Aber auch, wenn Ortschaften vor der Kohle bewahrt werden konnten, wie das Dorf Pödelwitz südlich von Leipzig erst vor kurzem, ist noch nicht alles automatisch gut. Obwohl sich vor Ort der Verein "Pödelwitz hat Zukunft e.V. " gegründet hat, um Pödelwitz wieder neu zu beleben und nachhaltig zu entwickeln (https://www.poedelwitz.de) und dafür auch schon zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten hat, ist die Entwicklung durch die Eigentumsverhältnisse im Dorf gebremst: denn mehr als 80% der Häuser gehören dem Bergbau-Unternehmen MIBRAG. Die MIBRAG will die Häuser jedoch nicht verkaufen und es liegt laut den Aussagen ihres kaufmännischen Geschäftsführers Kai Steinbach im Interesse des Unternehmens, das Dorf bis zur Beendigung des Kohleabbaus 2035 leer stehen zu lassen (https://www.poedelwitz.de/de/2022/10/28/mibrag-lehnt-kaufanfrage-unseres-vereins-ab/).